Veröffentlichungen

21.03.23

Gastbeitrag

Digitale Lehre wird oft auf die Nutzung bzw. den Umgang mit digitalen Tools reduziert. Der Mehrwert digitaler Lehre liegt jedoch in der Ausgestaltung von Beziehungsarbeit in Form reflexiver Professionalität. Eine neue Publikation setzt sich mit diesem Thema intensiver auseinander.

Beziehungsarbeit im digitalen Raum gelingend in der Hochschullehre zu gestalten, ist das Anliegen des BediRa-Projektes, das an der Evangelischen Hochschule Dresden (ehs) verankert ist und von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre gefördert wird. Die Motivation zur Konzeption eines solchen Projektes war insbesondere darin begründet, dass neue Lehr-Lern-Arrangements Beziehungsarbeit im Sinne einer reflexiven Professionalität definieren sollten. Diese lenkt den Blick auf die Wechselbeziehungen der unterschiedlichen Wissens- und Handlungsformen in der Hochschullehre.  Was in der Präsenzlehre schon herausfordernd ist, steht mit Blick auf die Entwicklung digitaler und hybrider Lehr-Lern-Arrangements noch ganz am Anfang. Versteht man digitale Lehre jedoch als Mehrwert der modernen Hochschulentwicklung, so braucht es sehr zügig die Entwicklung und Diskussion von Konzepten für die Ausbildung entsprechender Kompetenzen bei Lehrenden und Studierenden. Das BediRa-Barcamp  „Building Bridges - Promoting Digital Relationships in the Study of Social Work, Education, and Health Care”, welches am 22. Juli 2021 stattfand, hat hierzu erste Impulse gegeben. Die Verschriftlichung einiger Kernbeiträge liegt nun als Begleitband zum BarCamp vor. 

Die Besonderheit: alle Beiträge fokussieren auf digitale Lehr-Lern-Settings in sozialen, personenbezogenen Studiengängen wie z.B. Soziale Arbeit, Kindheitspädagogik oder Pflegewissenschaften. Dies stellt insofern ein Novum dar, als dass gerade diese Studienbereiche mit Blick auf digitale Settings an Hochschulen noch wenig reflektiert oder erforscht sind. Die Autor:innen der Einzelbeiträge setzen sich in diesem Zusammenhang mit der Ausgestaltung von reflexiver Beziehungsarbeit auf unterschiedlichen Ebenen auseinander. Auf der Makroebene wird beispielsweise der Frage nachgegangen, ob bzw. inwieweit digitale Lehre und der Erwerb digitaler Kompetenzen zu einer Professionalisierung und damit konsequenterweise auch zu einer Professionsentwicklung sozialer, personenbezogener Dienstleistungen beitragen. Hieran schließt auch ein praxeologischer Blickwinkel, welcher der Frage nachgeht, inwieweit eine Einbeziehung von Praxispartner:innen in digitale Lehrveranstaltungen zu einem verbesserten Kompetenz-Performanz-Transfer beitragen kann. Auf der Mikroebene wird der wechselseitige Prozess der Wissensgenerierung beispielsweise durch den students-as-partners-Ansatz aufgegriffen und im Sinne eines ganzheitlichen Organisationsentwicklungsprozesses für die Hochschulen der Zukunft analysiert. Aber auch mit dem Mythos, dass eine reflexive Wissensvermittlung nur in synchronen, digitalen Lehrveranstaltungen erfolgen kann, wird gebrochen. Neue digitale Technikformate wie E-Coaching und E-Assessment (ECuA), Best Practice in Hybriden Settings HyFlex,  aber auch XR:VR als neue Interaktions- und Partizipationsformen sowie eine Adaptive Lernassistenz (aLert) werden mit Blick auf ihre „Beziehungstauglichkeit“ einer Prüfung unterzogen. 

 

Die Publikation „Building Bridges – Beziehungsarbeit im digitalen Raum gestalten. Ergebnisse des BediRa-Barcamps“ (Hg: Nina Weimann-Sandig & Julia Kleppsch) ist freizugänglich online abrufbar unter:

https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-839488 

 

Weitere Infos zum BediRa-Projekt gibt es hier:

BediRa: Beziehungsarbeit im digitalen Raum (ehs-dresden.de)

 

Autor:in

Prof. Dr. Nina Weimann-Sandig

nina.weimann-sandig@ehs-dresden.de